Dienstag, 5. Juni 2012

Glück gehabt

Aber was genau ist Glück?

Vor meinem Abflug nach Peru bedeutete Glück für mich, auf der Welt zu sein und leben zu dürfen.
Seit meiner Ankunft auf der anderen Seite der Welt denke ich oft darüber nach, was Glück wirklich ist und vor ein paar Wochen habe ich etwas erlebt, das mich auf meine persönliche Definition von Glück gebracht hat...

... Die Geschichte beginnt in der letzten Aprilwoche, in der die spontane Idee kam, über ein verlängertes Wochenende in den Norden zu reisen. Wir kauften 2 Fahrkarten, packten unsere Rucksäcke und schon saßen Sabi und ich im Bus auf dem Weg nach Lima. Nach 17 Stunden Fahrt kamen wir in der Hauptstadt an, fuhren direkt zum nächsten Terminal und bekamen noch 2 Plätze für den Bus nach Chachapoyas, wo wir 23 Stunden später ankamen.

unsere Reiseroute

Zu dem Zeitpunkt waren wir noch eine gute Woche vom eigentlichen Erlebnis entfernt und genossen einfach nur die Zeit.

der höchste Wasserfall Südamerikas


















Chachapoyas
am Strand in Trujillo



Dann, auf der Heimreise zwischen Ica und Arequipa, wachte ich bei folgendem Gespräch auf:

- "Ist der Fahrer tot?"
- "Nein."
- "Ist dann irgendwas mit dem Motor, oder warum stehen wir hier schon seit 2 Stunden?"
- "Es ist Streik. Die Straße ist gesperrt und wir können nicht weiterfahren."

Vor uns befanden sich hunderte von Minenarbeiter, die die Panamericana und somit die einzige Verbindungsstraße nach Arequipa blockierten. Dank ihnen verbrachten wir und ca. 50 weitere Busse insgesamt 53 Stunden vor dem kleinen Ort Chala, der noch 6 Stunden von Arequipa entfernt lag. Wenigstens gab es einen kleinen Laden, wo wir Wasser und Brot kaufen konnten.



Nach 2 Tagen und 3 Nächten im Bus, Angst wegen Gasbomben und Dynamit, einem unvergesslichen Blick aufs Meer, dem permanenten Gestank nach Urin, einem nervenzerreißenden Anruf nach Deutschland und stundenlangem Warten, ohne absehbarem Ende, entschieden wir früh morgens unsere Koffer im Bus zu lassen und nur mit unserem Handgepäck durch den Streik zu gehen. Vorbei an hunderten Streikenden mit Schlagstöcken, abgebrannten Autoreifen und einem Meer aus Steinen.
Auf der anderen Seite des Dorfes angekommen, machten wir das, was wir in den letzten Tagen schon genügend getan hatten – wir warteten. Alle Autos, die in den nächsten Ort fuhren, waren besetzt und so kam es, dass wir uns im Endeffekt auf einem Viehtransporter befanden. Es war eng und der Boden war nass...


auf dem Viehtransporter


Nachdem wir bis zum Nachmittag noch 2 weitere Streiks durchquert haben, kamen wir abends endlich in Arequipa an, wo eine warme Suppe, eine Dusche, frische Klamotten und bequeme Betten auf uns warteten.






Während der langen Zeit, die wir wegen dem Streik im Bus verbrachten, kam mir irgendwann wieder die Frage „was ist Glück?“

Ist Glück vielleicht, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein?
Und kann man auch Glück haben, wenn man sich in einer Situation befindet, die man eher als Pech bezeichnen würde?

Der Streik hat mir gezeigt, dass man auch in solchen Momenten Glück haben kann. Zum Glück ist uns nämlich nichts passiert als wir als Ausländer durch die streikende Masse von Peruanern gegangen sind, dass wir eine Mitfahrgelegenheit hatten, auch wenn es ein Viehtransporter war, und wir letztendlich gut an unserem Ziel angekommen sind!

Glück gehabt! ;-)

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